Stand der Dinge
Zurückgekommen bin ich
vor Jahren schon
in eine Stadt, die,
dem Tode geweiht,
nur noch eine vage Erinnerung
an frühere,
lebendigere
Zeiten in sich trägt.
Und über all meiner Traurigkeit
die blaue Scheibe des Himmels
Leere Häuser,
verlassene Geschäfte
warten vergebens
auf neues Leben.
Einsame Straßen führen
in ein menschenleeres Nirgendwo.
Lähmende Trostlosigkeit
umfängt mich,
versucht mich festzuhalten
mit aller Kraft.
Nur die Erinnerung
an ein längst vergangenes Paradies
hält mich hier,
und drei Gräber von Menschen,
die ich liebte und nie
vergessen werde.
Und bis zum Ende meiner Tage
über mir die blaue Scheibe des Himmels,
in dessen Tiefe ich mich
verliere und Halt finde.
Copyright Gisela Bradshaw,
Idar-Oberstein, 7. April 2019
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Am 14. April 2008, also vor 11 Jahren, als ich schon ahnte, wie es mir ergehen würde,
schrieb ich folgendes Gedicht:
Erinnerung an ein Paradies
Sehr bald schon
wird alles nur Erinnerung sein,
dies Haus, in dem wir lebten
so manches Jahr,
dieser Platz, den unser Vater
mit Phantasie und Liebe
für uns erschuf,
den unsere Mutter stets erfüllte
mit ihrer Hände Fleiß.
Nur noch im Traum
wird uns der Vögel süßes Lied begleiten
in einen neuen, frischen Tag.
Erinnern werden wir uns
an das weiche Gras des Gartens,
dies wundervolle Paradies
im Schatten einer Zeder,
in dem wir Jahr für Jahr
dem Lied des Windes lauschten
mit einem Herzen voller Freude
über unser großes Glück.
Loslassen müssen wir
von diesem wunderbaren Ort
und dankbar sein, dass es ihn gab.
Nockenthal, 14. April 2008
(als wir noch in unserem Haus in Nockenthal lebten)
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"Erinnerungen sind aus wundersamen Stoff gemacht –
trügerisch und dennoch zwingend, mächtig und schattenhaft,
dennoch gibt es keine Wirklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen.“
Zitat von Klaus Mann „Der Wendepunkt“
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