Was von schönen Vögeln übriggeblieben ist...........
Kein Himmel auf Erden
Prolog
„Der Mensch liebt es,
schöpferisch tätig zu sein und Wege anzulegen, das ist nicht zu bestreiten.
Aber wie kommt es, dass er auch Zerstörung und Chaos leidenschaftlich liebt?“
Zitat von Dostojewski,
aus „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“
„Gott verbiete, dass
Indien jemals zu einer Industrialisierung nach dem Muster des Westens
schreitet. Der wirtschaftliche Imperialismus eines einzelnen winzigen
Insel-Königreichs (England) hält heute die Welt in Ketten. Falls eine ganze
Nation mit 300 Millionen Einwohnern auf eine ähnliche ökonomische Ausbeutung
setzt, würde die Welt kahl gefressen wie durch eine Heuschreckenplage.“’
Diese Worte hat Mahatma Gandhi die große Katastrophe voraussehend im Jahre 1928 gesprochen. Wie Recht er doch hatte! Über 80 Jahre später ist all das eingetroffen, was er zu seiner Zeit prophezeit hatte: die brutale Ausbeutung der Erde mit allen Mitteln ohne Rücksicht auf Menschen, Tier und Natur.
Meine kleine Geschichte dreht sich ebenfalls um
dieses traurige Thema.
Vor vielen Dekaden sandte der sanfte Herrscher
geflügelte Boten in die unermessliche
Weite seines Reiches hinein. Kunde sollten sie ihm bringen, wie es aussähe in
seinem Land. Es waren Kondore und Albatrosse, die auf mächtigen Schwingen und mit
scharfem Blick aufbrachen, um die Erde zu überqueren und zu inspizieren.
Was sie sahen und zuhause berichteten war nicht gut:
In vielen Ländern tobten blutige Bürgerkriege, die
alles in Schutt und Asche legten und die Menschen ihrer Heimat beraubten. Am
Amazonas waren riesige Trupps von Baumfällern dabei, mit elektrischem Gerät
Schneisen in die Regenwälder zu schneiden. Der Hunger der westlichen Welt nach
matt poliertem Palisander- und Zedernholz ist unstillbar und wird nur so lange gestillt werden, bis keine Bäume mehr
übrig sind.
Das afrikanische Land Nigeria lag unter einer
schwarzen, öligen Russdecke verursacht durch
riesige Gasfeuer, die schon seit
Jahrzehnten wie überdimensionale Fackeln im Land brennen und es erhitzen.
Bäume und Sträucher siechen langsam vor sich hin auf
ihrem irreversiblen Weg zum Tod. Ackerbau und Viehzucht, die
Ernährungsgrundlage der bettelarmen Bevölkerung, sind bereits verschwunden. Die Menschen, ob jung
oder alt, leiden unter der infernalischen Hitze und dem Gestank des Öls. Fast
jeder hatte bereits seine Gesundheit verloren und kämpft gegen schreckliche
Krankheiten, die eine Folge der Umweltverschmutzung sind.
In diesem Land regieren Ölmagnate, deren
Interesse es lediglich ist, das schwarze Gold so billig wie möglich und ohne
lästige Zusatzkosten für mögliche umweltfreundliche,
jedoch teure Techniken
der Erde zu entreißen. Ihre Gier und Rücksichtslosigkeit
haben das Land und seine Leute zerstört,
ungestraft, unbehindert und von fast allen Regierungen der Welt nicht
beachtet.
Die
nächste Station war Sibirien, wo sie ähnliche
Probleme antrafen: auch hier wird seit Jahrzehnten mit der
gleichen
Rücksichtslosigkeit und Brutalität vorgegangen, um Öl zu
gewinnen. Auch hier
sahen sie lodernde Gasfeuer, die Verschwendung von Energie, die, wenn man wollte, nutzbar gemacht werden könnte.
Streng geschützt und mit Waffengewalt verteidigt sind
all diese Orte, wo kritische Augen nicht erwünscht sind und die oft einfach
brutal ausgelöscht werden.
Nicht von ungefähr hatte der Herrscher seine großen
Vögel auf diese schwierige Mission geschickt. Ungehindert von waffenstarrenden
Soldaten konnten sie über allem schweben. Um einer kritischen Situation zu
entkommen, bedurfte es nur eines kleinen Flügelschlags ihrer mächtigen
Schwingen.
Die Sendboten flogen weiter nach Alaska, in eine der
letzten jungfräulichen Ecke der Erde – wie man bisher annahm.
Was
sie hier sahen, ließ ihren Atem stocken. Noch nie
hatten sie schwarze Eisberge gesehen! Der einstmals
blütenweiße Schnee der
Gletscher war bedeckt und durchdrungen von schwarzem, öligem
Ruß und hatte seine Fähigkeit verloren, Licht zu
reflektieren. Kontinuierlich lösten
sich dicke, tiefschwarze Schneebretter
und glitten todbringend ins Meer. Wasservögel, Seehunde, Fische
lagen in Agonie eines nahenden Todes. Es war verlorenes,
verwüstetes Land, das übrig geblieben
war von einem einstmals gesunden, herrlichen Ort mit gleißendem
Licht und
vielfältigem Leben.
In allen erdölreichen, aber sonst bettelarmen Ländern,
gilt offensichtlich das Gesetz einiger großer Erdölkonzerne, die mit ihrer
finanziellen Potenz die Regierungen dieser Staaten korrumpieren und fest in der
Hand haben. Es gibt keine Rücksicht auf
Menschen, Natur, Tierwelt und vor allem nicht auf das Klima unseres Planeten. Diese
Organisationen mit ihren Profiteuren und Handlangern sind dabei, ehemals blühende
Landstriche zu zerstören und hinterlassen nach getaner "Arbeit" Gebiete, die einer Hölle
gleichen, in denen das Leben jeglicher Kreatur unmöglich ist.
Doch was wäre das Leben ohne Hoffnung? Neben all
diesem Schrecklichen gab es sie ab und zu einmal: weit geschwungene grüne, blühende
Landschaften, dichte Wälder mit
unzähligen singenden Vögeln, Hasen, Rehen und anderen ungestört lebenden
Waldtieren, grüne Täler mit friedlich grasenden Schafherden und Kühen, gelbe
mit rotem Mohn und blauen Kornblumen geschmückte endlos weite Weizenfelder, die
lustig im Sommerwind tanzten und in der warmen Sonne wie mattes Gold schimmerten.
Mit großer Freude in ihren Herzen sahen
sie diese Wunder in einigen Teilen Europas, das sich sonst,
leider auch aus rein egoistischen und profitorientiertem Denken, nicht nachhaltig genug um die
Beseitigung der globalen Probleme kümmert.
Vielleicht gibt es doch noch ein kleines bisschen
Hoffnung, dachten die großen Vögel, als sie gedankenschwer und nur wenig getröstet ihre Rückreise
antraten. Sie mussten dem Herrscher Bericht erstatten über eine Erde, die systematisch
von einigen wenigen Großkonzernen ausgeplündert und damit auf Dauer zerstört wird.
Ob er wohl die Macht hat, diesem unheimvollen Treiben Einhalt zu gebieten,
fragten sie sich beklommen.
Anmerkung der Autorin:
Zu diesem Beitrag wurde ich durch eine Fernsehsendung
vom 28.6.2011 auf Arte mit dem Titel
„Profit um jeden Preis“ sowie „Abgefackelt“ inspiriert. Es war ein groß
angelegter Bericht des Reporters Greg Palast über die Praktiken der großen
Erdölkonzerne, Shell, BP, Total, Exxon/Mobil etc. Die Bilder, die ich zu sehen
bekam, die malträtierte Natur, die
leidenden Menschen und Tiere, die Aussichtslosigkeit der ganzen Situation haben
mich sehr bewegt und mich dazu angeregt, darüber zu schreiben.
PS der Autorin:
Kaum hatte ich meine kleine Geschichte über den systematischen Raubbau an der Erde beendet, hörte ich Nachrichten über die
neue Katastrophe, dieses Mal in einem
der schönsten, unter dem Schutz der UNESCO stehenden Gebiete in den USA, dem Yellowstone National
Park.
Nachstehend zitiere ich einen Bericht der Süddeutschen
Zeitung vom 5. Juli 2011:
„Ölunglück im Yellowstone National Park
Eine Pipeline ist beschädigt, doch der Naturpark
bleibt verschont
Eine beschädigte Pipeline in unmittelbarer Nähe des
berühmten Yellowstone- Nationalparks hat am Wochenende im US-Bundesstaat
Montana eine Ölpest verursacht - und für Aufsehen in ganz Amerika gesorgt. In
der Nacht zum Samstag war die Pipeline direkt unterhalb des Yellowstone River
geplatzt. Nach Expertenschätzungen dürften sich zwischen 750 und 1000 Barrel
Rohöl in den Fluss ergossen haben, ehe die Pipeline geschlossen werden konnte.
Der Yellowstone- Park, der älteste Nationalpark Amerikas und größte
Touristenattraktion der Region, ist durch die Ölpest nicht gefährdet. Zwar
fließt der Yellowstone River durch den Park, die Unglücksstelle liegt aber
unterhalb.
Exxon/Mobil, die Betreiberfirma der Pipeline, schickte
ein 70-köpfiges Spezialistenteam nach Montana. Im Auftrag des Unternehmens
gestartete Suchflugzeuge hätten Ölspuren nur in einem begrenzten Abschnitt des
Flusslaufs festgestellt. Das Unternehmen kündigte eine 'gründliche
Untersuchung' des Zwischenfalls an, ist sich aber offenbar keiner Schuld
bewusst. Die Pipeline, die teilweise direkt unter dem Flussbett in einer Tiefe
von knapp zweieinhalb Metern verlegt wurde, habe allen behördlichen Auflagen
genügt. Erst im Dezember sei sie inspiziert worden.
Allerdings räumte Exxon ein, dass die Pipeline
bereits im Mai abgestellt worden war, weil der Konzern befürchtet hatte, dass
das anhaltende Hochwasser des Yellowstone River die Pipeline-Rohre beschädigen
könnte. Das Unternehmen habe sich nach einer Prüfung der Lage aber dazu
entschlossen, die Pipeline wieder zu öffnen, weil das Risiko als minimal
eingeschätzt worden sei. Die Pipeline versorgt drei Raffinerien in Billings,
der größten Stadt Montanas, mit Rohöl. Experten nehmen jetzt an, dass
tatsächlich das reißende Hochwasser der vergangenen Wochen das Flussbett
ausgewaschen und die Pipeline freigelegt hat. Steine oder Treibgut könnten die
Rohre beschädigt haben.
Nach Auffassung der National Wildlife Federation, der
größten Umweltorganisation der USA, unterstreicht der Zwischenfall erneut die
Gefahren von Ölpipelines. Umweltschützer kämpfen seit Jahren gegen die geplante
Keystone XL Pipeline, die Ölsände aus Kanada mitten durch den Mittleren Westen
der USA zu den Raffinerien in Texas transportieren soll. 'Ölsand ist einer der
dreckigsten Stoffe der Welt', sagt NWF-Sprecher Miles Grant, 'und der
Yellowstone-Zwischenfall zeigt einmal mehr, wir häufig Öl- und Gasunfälle
wirklich sind.' REYMER KLÜVER“
Der Artikel spricht für sich und ist nur einer von vielen über ähnliche durch rücksichtslose
Ölgewinnung verursachte Katastrophen.
Hier ist eine Aufstellung über Vorkommnisse
dieser traurigen Art: (aus dem Internet)
Epilog
Sei du selbst die Veränderung,
die du dir wünschst für diese Welt.
Und ganz zum Schluss noch einmal die weisen Worte eines Indianers:
Erst wenn der letzte Baum
gefällt,
der letzte Fluss vergiftet,
das letzte Tier getötet ist,
erst dann werdet ihr merken,
dass man Geld nicht essen
kann!
Copyright 2011 Gisela Bradshaw
Einige gekennzeichnete
Quellen habe ich dem Internet entnommen und zitiert.
Idar, im Juni/Juli/Dezember 2011
Nachtrag am 25.2.2012 zu "Fracking"
Seit einiger Zeit verfolge ich im Internet und in der Presse die skandalösen Vorgänge der Erdöl- und Ergas-Giganten bezüglich des sogenannten "Frackings", d.h. Erdgasgewinnung aus tief liegendem Schiefergestein.
Unbedingt hierzu den Artikel gem. diesem link lesen!