Msanga, meine Freundin - In Memoriam
Eine Geschichte in Etappen
Mit grazilen Schritten tänzelt die Hündin über Stock und Stein. Während
meine Blicke auf ihr ruhen, denke ich nach über Msanga, meine Freundin.
Geboren wurde sie in Malawi unter der Sonne Afrikas. Als sie noch
ganz klein war, verbissen sich große aggressive Ameisen in ihrem
flauschigen Welpenfell. Vor lauter Schmerz vollführte sie Bocksprünge.
In Madagaskar jagte sie vergeblich Chamäleons, die unfassbar
schnell ihre Farbe wechselten und somit unsichtbar wurden. Seite an Seite mit vielen kleinen Zebras
lief sie um die Wette. Nur vor Giraffen und deren langen Hälsen hatte
sie Respekt und Angst. In Südafrika versuchte sie ohne Erfolg, mit
Rebhühnern zu fliegen.
Viel hatte sie schon gesehen, als sie nach Deutschland kam. Objekte
ihrer Jagdleidenschaft sind jetzt Rehe, Eichhörnchen, Katzen und
als extravagante Spezialität Muffelwild. Jede Herausforderung nimmt sie unerschrocken an. Immer geht sie dabei
bis an ihre Grenzen Sie riskiert ihr Leben stets auf der Suche nach
neuer Jagd.
Msanga ist ein ganz besonderer Hund. Sie liest in den Augen ihrer
menschlichen Gefährten, weiß sie zu trösten, wenn diese traurig
sind. Sie verschenkt ihre ganze Liebe und ganz ohne Sprache zeigt sie,
wenn sie jemanden liebt. Ihre großen melancholischen Augen sprechen zu einem, ohne Worte
zeigt sie,was sie denkt, was sie fühlt. Ihr ganzer Körper ist in
Bewegung, wenn sie sich freut. Kein Mensch auf Erden kann so seiner
Freude Ausdruck geben.
Msanga ist eine Persönlichkeit, die schon als
kleiner Welpe genau wusste, was sie will. Fast zwei Monate ist sie
jetzt schon bei mir. Sie beherrscht mein Leben, und ich tanze nach
ihrer Pfeife. Aber, wenn es mir gut geht, geht es auch ihr gut. Wenn sie krank ist,
leide auch ich. Wenn sie nicht mehr bei mir sein kann, werde ich sie
schmerzlich vermissen.
Und all das ist, so meine ich, eine Definition von Liebe.
Dreiundhalb Monate hatte ich Msanga bei mir in Idar-Oberstein, bin mit ihr bei Wind und
Wetter durch unsere herrlichen Wälder gewandert, habe mich rund um die Uhr um sie
gekümmert. Msanga war im Dezember 2006 leider zur falschen Zeit
nach Berlin
zurückgekommen, wo dort noch kein Platz für sie war. Kurzerhand
nahm ich, die gerade in Berlin zu Besuch war, mit nach Idar. Mehr als
100
Tage verbrachte sie deshalb in meinem Leben und bereicherte es ungemein.
Die vielen
schönen Momente, in denen ich mich nicht mehr alleine fühlte, und mit diesem lieben, heimatlosen Tier durch die herrliche
Natur, die ihrer Gegenwart noch schöner, noch
unvergeßlicher wurde, möchte ich nicht missen.
Jedoch, eines Tages war es soweit: ich musste meine
treue Gefährtin endgültig wieder nach
Berlin zurückbringen. Erst in der Rückschau wurde mir klar, wie
wichtig, wie kostbar für mich
diese Zeit mit diesem treuen Tier war, all die Augenblicke, die
nie wieder kommen würden und an die ich mit Dankbarkeit und
Wehmut zurückdenken würde.
Adieu, kleine süße Msanga, meine kleine Freundin, hoffentlich hast du
für den Rest deines Lebens einen festen Platz, eine Heimat gefunden, in
der du glücklich sein kannst und viel Liebe und Sicherheit erhalten wirst.
PS: Der Name Msanga ist malawisch und heißt „Meine Freundin“.
Idar, 16. Februar 2016/Mai 2016
Schlussworte
In diesen Tagen, wir schreiben den 22. April 2022, ist Msanga
16 Jahre alt geworden, ein biblisches, begnadetes Alter für einen
Hund. Sie lebte umsorgt und geliebt in Berlin, meist bei meiner Tochter und deren zwei Töchter.
Leider ging es Msanga seit einigen Tagen nicht gut: sie
hatte sich zusehends
von der Familie zurückgezogen, zeigte keine Freude mehr so wie früher,
wenn ihr ganzer Körper beim Anblick eines Familienmitglieds vor
Freude wackelte. Sie hatte kaum noch Appetit und erbrach
das ihr gegebene Futter. Alles deutete daraufhin,
dass ihre letzten Tage gekommen waren. Ich werde sie, da ich weit weg von ihr wohne,
wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen und streicheln können. All das bricht mir das Herz.
Am 23, April 2022 musste meine Tochter Susanne nach Rücksprache mit
der
Tierärztin eine folgenreiche, traurige Entscheidung in
Bezug auf die kleine Msanga treffen:
Von einem Tag auf den
anderen hiess es, von unserer
geliebten, treuen Gefährtin Abschied zu nehmen, ein Abschied, der
so wahnsinnig weh tat. So wie ich es befürchtet hatte, habe ich die
süße kleine Msanga nicht mehr wiedergesehen und auch keinen Abschied
von ihr nehmen können. Noch immer ist die Familie meiner Tochter
todtraurig, und auch ich vermisse sie jeden Tag.
Msanga ruht jetzt in
einem kleinen liebevoll mit schönen Steinen gestalteten Grab im Garten des
Ferienhauses meiner Tochter im grünen Neubrandenburg.
Adieu Msanga, du
süsse, anhängliche, treue kleine Hündin! Wir alle werden dich nie
vergessen! Ich glaube auch, dass der folgende kleine Spruch für die
geliebte Msanga gilt: Wir hatten solch wunderbare Zeit mit ihr und sie
tief und fest in unsere Herzen geschlossen.