Gedanken am 20. Juli 2014
70 Jahre sind es heute her, dass ein paar mutige Männer es wagten, sich
gegen das brutale Hitler-Regime zu erheben. Das Attentat auf den
Diktator misslang jedoch und der schreckliche Krieg ging noch Monate
lang weiter. Viele Soldaten verloren in den Kämpfen – völlig sinnlos –
ihr Leben und und unzählige jüdische Menschen kamen auf schreckliche
Weise um. Die Rache, die Hitler und seine Schergen nahm, war
brutal.
Die am Attentat beteiligten Personen wurden standrechtlich
erschossen, ihre Familienangehörigen wurden in Sippenhaft genommen.
Inzwischen ist alles Geschichte, und wir, die damals gerade geboren
wurden, blicken fassungslos auf diese Zeit zurück. Alte Filme
flimmern über die Fernsehschirme, breiten mit grauenerregenden
Bildern das ganze Ausmaß der damaligen Barbarei vor den Augen der
Welt aus.
Ich weinte. Bittere Tränen um all die armen Menschen, die in dieser
unmenschlichen Diktatur sterben mussten. Selbst vor kleinen Kindern
machten die Vollstrecker nicht halt.
70 Jahre nach diesen bewegten Zeiten sollten wir eigentlich aus
den vielen gemachten Fehlern und der fatalen Verblendung
gelernt haben. Aber dem ist nicht so. Wir blicken heute auf eine
Welt, die miteinander im Krieg liegt.
In der Ukraine kämpfen – wahrscheinlich gesteuert und unterstützt von
Russland – Separatisten um den Anschluss des Ostens an Russland.
Mit teilweise eroberten oder zur Verfügung gestellten modernen
Waffensystemen schießen sie Flugzeuge, nicht nur einige
militärische des Gegners, sondern auch eine zivile Boeing mit 290
Menschen an Bord vom Himmel.
Und wieder flackern Bilder des Grauens über die Bildschirme der Welt,
Bilder, die Ältere noch allzu gut aus dem letzten Krieg kennen.
Eine würdige Bergung und ordentliche Untersuchung der
Absturzstelle wird von den dort herrschenden Rebellen mit
Waffengewalt verhindert. Beide Länder, die Ukraine und Russland
schieben sich gegenseitig die Schuld für diese schreckliche Tat
zu. Die Welt schaut wie so oft ratlos zu und fragt sich, wieso
Menschen dermaßen pietätlos und grausam sein können.
Wladimir Putin, der als einziger Einfluss auf diese Region
hat, gebietet keinen Einhalt und lässt die
waffenstarrenden, maskierten Milizionäre nach Belieben gewähren.
Offensichtlich ist es auf der Absturzstelle auch schon zu massiven
Plünderungen gekommen.
Ein weiterer Kriegsschauplatz ist der Nahen Osten. Zwischen Israel und
der Hamas ist ein tödlicher Kampf entbrannt. Beide Seiten beschießen
sich erbarmungslos mit Raketen. Für beide Seiten scheint es um die
totale Vernichtung zu gehen, ganz egal wie viel unschuldige Menschen
dabei umkommen. Im Gazastreifen, der nur ein kleines Stück Land am
Meer in der Größenordnung von Köln ist, gibt es für die
betroffenen Menschen kein Ausweichen. Sie sitzen in einer Mausfalle des
Todes. Niemand sieht eine Lösung, diesen blutigen Konflikt zu lösen.
In vielen anderen Ländern werden wegen großer und kleinerer Konflikten
Kriege geführt. Nicht über alle wird in den Medien berichtet.
Denken wir an Afrika, wo in Nigeria islamistische Kämpfer mit brutaler
Gewalt einen Gottesstaat proklamieren wollen und dabei nicht davor
zurückschrecken, Hunderte von blutjungen Mädchen in eine ungewisse,
schreckliche Zukunft in Sklaverei, Unterdrückung und sexueller
Ausbeutung zu entführen.
Im Irak ist es die radikal-islamistische Terrorgruppe ISIS, die
die Herrschaft über das Land gewinnen sucht und es dabei
ins Chaos stürzt. Christen werden gezwungen, entweder zum Islam
überzutreten oder das Land zu verlassen. Ansonsten werden sie getötet.
Die afrikanischen Flüchtlinge, die in Massen in viel zu kleinen
Boot über das Mittelmeer kommen, um in Italien Asyl zu beantragen, sind
Opfer der vielen Kriege, die in ihren Ländern geführt werden.
Diese Menschen setzen all ihr Hab und Gut aufs Spiel, vor allem aber
ihr Leben, obwohl ihr Schicksal in Europa mehr als ungewiss ist. Das
Paradies, von dem sie träumen, ist es sicher nicht. Auch hier schaut
die westliche Welt zu und hat kein Konzept zur Lösung des Problems.
Zum Schluss ein paar Zeilen aus dem großartigen,
melancholischen Song der ehemaligen DDR-Band „Karat“, die
damals so ergreifend und mutig in ihren Liedern über den
blauen Planeten ihre Sehnsucht nach Frieden und Freiheit
ausgedrückt haben.
„Wie weit fliegt die Taube“:
„Manchmal denk ich daran,
wohin wenn alles brennt,
die Taube fliegt,
wohin der blaue Planet uns morgen bewegt.
Unser Kind stellt manchmal die Frage:
wohin fliegt die schneeweiße Taube, die ich liebe?
Und manchmal denk ich daran,
wohin wenn alles brennt,
die Erde fliegt,
wie lang der blaue Planet
uns noch bewegt.
Wie weit fliegt durch Bomben die Taube?
Denn wie Blei,
schwer wie Blei
liegt ein Fieber auf der Erde,
Stirbt unser Traum von allein,
wenn wir schweigen,
weil morgen früh wir nicht mehr leben....... ?“
Idar, 20 Juli 2014
Copyright ©2014 Gisela Bradshaw