Bild 144

F
rüher 


Früher wanderte ich
durch blühende Lande,
und eine goldene  Sonne
schien wärmend hinab
auf meine Welt.
Mein Leben war ein buntes Treiben,
erfüllt mit Musik und dem Lachen
meiner Kinder:
Im Frühling und Sommer
genossen wir die  
verschwenderischer Pracht
von Wiesen, Feldern und Wäldern.
Im Herbst ließen wir bunte Drachen steigen
hoch in den blauen Himmel.
Selbst ein  kalter Winter
konnte mich nicht schrecken,
denn unendlich viel Liebe und Zauber
erfüllten mich, und ich war ein Stück
von all dem herrlichen Ganzen.
Unmerklich jedoch
verlor sich die Fülle.
Es wurde kälter um mich herum
und meine Wege kahler und grauer,
Stille breitete sich aus.
Eines Nachts wachte ich auf
und fühlte mich verloren.
Meiner Kinder Lachen
und das  meiner eigenen Kindheit
waren verstummt.
Nur noch im Traum
sah ich die Menschen,
die ich so  liebte
und die jetzt gegangen waren.
Verschwunden
waren sie aus meinem Leben,
um in ihren eigenen Welten zu leben.
Und so wandere ich weiter,
alleine durch die Stille,
Tag für Tag
so lange ich kann,
hinein in ein Land
irgendwo im Nirgendwo.


In uns ist alles
Zitat von Hölderlin

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Geschrieben für unseren lieben Vater,
der am 21. Januar 2004  als erster für immer
von uns gegangen war.
 


Idar, 21. Januar  2022
Copyrigth Gisela Bradshaw